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2. Kiezlesereise

Zweisprachige Lesungen in Berlin-Tiergarten vom 21. Oktober bis 11. November 2015

Plakat 2015
Plakat 2015

Die Kiezlesereise 2015 war eine literarische Reise durch Berlin-Tiergarten, offen für alle Besucher und der Eintritt war frei. Vom 15. Oktober bis 12. November führte die Kiezlesereise von türkischen Gedichten, persischen Journalistenbeiträgen über eine türkische Adventsgeschichte bis zu einem tschechischen Prosaessay. Bei vier Veranstaltungen lasen Autorinnen und Autoren in drei Sprachen an vier verschiedenen Orten im Kiez. Ihre Texte trugen sie zweisprachig vor, jeweils auf Deutsch und einer anderen Sprache.

Zweisprachige Lesung am 21. Oktober 2015: Der romantische Kommunist und der Fremdartige. Sebile Güneysel & Mario Pschera lasen Gedichte von Nâzim Hikmet und Orhan Veli Kanık

Sebile Güneysel und Mario Pschera © Kiezlesereise
Sebile Güneysel und Mario Pschera © Kiezlesereise

Den Auftakt der zweiten Kiezlesereise gestalteten Sebile Güneysel und Mario Pschera, die zwei der bedeutendsten türkischen Dichter vorstellten: Nâzim Hikmet und Orhan Veli Kanık. Güneysel und Pschera lasen einige Gedichte auf Türkisch und Deutsch vor und machten uns mit deren Witz und Traurigkeit, Lebensfreude und Melancholie vertraut. Gelesen wurden zudem kasachische und syrische Gedichte des Dichters Oljas Süleymenov.

Über Nâzim Hikmet und Orhan Veli Kanık

Lesung am 21. Oktober 2015 © Mario Pschera
Lesung am 21. Oktober 2015 © Mario Pschera

Nâzim Hikmet und Orhan Veli Kanık, zwei der bedeutendsten türkischen Dichter am Anfang des 20. Jh., gelten als Begründer der modernen türkischen Lyrik.

Die Gedichte von Nâzim Hikmet (1902–63) sind der Spiegel seines bewegten Lebens als Erneuerer der türkischen Lyrik und Kommunist, der für seine Überzeugungen ins Gefängnis und Exil ging, ausgebürgert wurde und dessen Verse in aller Munde waren – voller Witz und Traurigkeit, Lebensfreude und Melancholie, kämpferisch und pointiert.

Orhan Veli Kanık (1914–50), den Nâzım Hikmet seinen „kleinen Bruder mit dem löchrigen Herzen“ nannte, kommentierte in lakonischen Gedichten das Tagesgeschehen und das Treiben im nächtlichen Istanbul. Als Herausgeber des literarischen Blattes „Yaprak“ war er der Kopf einer Dichtergruppe, die sich die „Fremdartigen“ nannten und aus Alltagsschnipseln Poesie schufen.

Herzlichen Dank an Sebile Güneysel und Mario Pschera (J & D Dagyeli-Verlag), die uns diese bedeutenden türkischen Dichter vorstellten und einige ihrer Gedichte in Türkisch und Deutsch vorlasen.

Die Informationen zu den Dichtern wurden uns freundlicherweise vom J & D Dagyeli Verlag zur Verfügung gestellt.

Zweisprachige Lesung mit Diskussion auf Persisch/Farsi und Deutsch am 28. Oktober 2015: Journalisten im Berliner Exil – Sharmila Hashimi und Ehsan Mehrabi

Sharmila Hashimi und Ehsan Mehrabi © Kiezlesereise
Sharmila Hashimi und Ehsan Mehrabi © Kiezlesereise

Die zweite Kiezlesereise-Veranstaltung 2015 ist eine der etwas anderen Art: Zugleich zweisprachige Lesung auf Persisch/Farsi und Deutsch sowie Diskussion mit der afghanischen Journalistin Sharmila Hashimi und dem iranischen Journalisten Ehsan Mehrabi.

Sharmila Hashimi stellte mit ihrem Text „Frauen sind in Afghanistan nur ein halber Mann“ (24.09.2015, Handelsblatt) die Rolle der Frau in ihrer Heimat vor, berichtete über die Gründe ihrer Flucht und das neue Leben in Deutschland.

In seinem Text „Sprache, Arbeit, Hoffnung“ (14. 10. 2015, taz) erklärt Ehsan Mehrabi, dass Unterdrückung ein bitterer Beigeschmack des Berufes sei. Als Journalist möchte er die Wahrheit spiegeln, aber er sei kein Kämpfer. Nach seinem Gefängnisaufenthalt entschied er sich daher mit seiner Frau zur Flucht aus der Heimat.

Mit beiden Journalisten sprachen wir über die journalistische Arbeit in ihrer Heimat und in Deutschland, ihre Flucht, die Unterstützung durch Reporter ohne Grenzen und ihr Leben in Berlin.

Über Sharmila Hashimi

Sharmila Hashimi und Ehsan Mehrabi © Kiezlesereise
Sharmila Hashimi und Ehsan Mehrabi © Kiezlesereise

Sharmila Hashimi arbeitete in Afghanistan als unabhängige Radio- und TV-Journalistin sowie gemeinsam mit ihrem Mann als Ausbilderin für Nachwuchsjournalisten. In ihrer Heimatstadt Herat wurde sie wegen ihrer Arbeit von den Taliban bedroht und musste deshalb aus dem Land fliehen. Sie lebt mit ihrem Sohn in Berlin und ist als Journalistin tätig.

Über Ehsan Mehrabi

Ehsan Mehrabi arbeitete im Iran 15 Jahre lang als Parlamentskorrespondent für renommierte Publikationen wie die Tageszeitung Etemade Melli. Wegen seiner Zusammenarbeit mit ausländischen Medien wurde er mehrfach inhaftiert und entschloss sich zur Flucht. Er lebt mit seiner Familie in Berlin und arbeitet weiterhin als Journalist.

Vielen Dank an Reporter ohne Grenzen für das Zurverfügungstellen von Material zu den beiden Autoren.

Zweisprachige Lesung auf Türkisch und Deutsch am 4. November 2015: Ayse Buchara liest „Eine Adventsgeschichte“

Ayse Buchara © Kiezlesereise

Ayse Bucharas märchenhaft-utopischen Geschichten handeln vom Überwinden von Grenzen und der Versöhnung mit dem Fremden, von Zugehörigkeit und Identität, Wandlungen und Wünschen. Die ‚Kindergeschichte für Erwachsene‘ „Eine Adventsgeschichte“, gelesen auf Türkisch und Deutsch, erzählt von der Gemeinschaft eines Dämons und eines Menschenkindes und davon, was geschieht, als es die Sehnsucht nach anderen Menschen erfasst.

Über Ayse Buchara

Geboren 1959 in Ankara und aufgewachsen in Ankara und Istanbul, studierte Ayse Buchara Psychologie in Göttingen und an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Seit 1989 lebt sie in Berlin und ist Mutter eines 24-jährigen Sohnes, der Malerei studiert. Sie ist als freie Drehbuchautorin und Prosaautorin tätig und Verlegerin bei Fortuante Dreams Publishing.

Zweisprachige szenische Lesung auf Tschechisch und Deutsch am 11. November 2015: Milena Oda liest „Nennen Sie mich Ausländer“

Milena Oda liest © Kiezlesereise
Milena Oda liest © Kiezlesereise

Im Rahmen der zweisprachigen Kiezlesereise 2015 gestaltete Milena Oda eine szenische Lesung ihres 2013 erschienen Buches „Nennen Sie mich Ausländer“ auf Tschechisch und Deutsch. In ihrem Buch verarbeitete sie ihre ganz persönlichen Erfahrungen in Form eines Prosaessays und lädt zu einem Diskurs zum Thema ein.

Über Milena Oda

Milena Oda © Kiezlesereise

Milena Oda ist Autorin von Prosa, Lyrik, Essays und Theaterstücken auf Deutsch, Tschechisch und Englisch. 1975 in Tschechien geboren, studierte sie erst an der zweitältesten Universität Tschechiens und dann in Deutschland bis zum Magister in Romanistik, Anglistik und Theaterwissenschaft in 2001.

Nach zahlreichen Auszeichnungen, Nominierungen und Stipendien sowie kulturellen Stationen in verschiedenen Städten lebt sie nun als Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin, Videokünstlerin und Performance-Darstellerin in Berlin und New York.

www.MilenaOda.com

Förderung

Die Kiezlesereise 2015 wurde gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Soziale Stadt. Unter Beteiligung des Quartiersmanagement Tiergarten-Süd.