Blogparade-Beitrag: Autorin Ricarda Howe rief auf ihrer Website schreibsuechtig.de zu einer Blogparade zum Thema „Schreibzimmer“ auf. Eine spannende Idee und Fragestellung, die Anlass dieses Beitrages ist.
Schreiben – sei es das alltägliche Kritzeln von Notizen oder das strukturierte Niederschreiben von Gedanken und Ideen – ist für mich an wenige und recht durchschnittliche Dinge gebunden. Ich benötige dazu:
- Einen althergebrachter PC mit Monitor, Tastatur und Maus. Es geht notfalls auch ein Notebook oder Tablet bzw. ganz analog: Stift und Zettel.
- Kaffee – ohne Koffeinzufuhr gibt es keine Ideenzufuhr. Zumindest aber ist ein Kaffee ein Wohlfühlfaktor, für den ich selbst sorgen kann.
- Musik, die den Kopf genauso beruhigt wie anregt. Diese Funktion hat für mich beinahe jegliche Form von (sowohl leiser als auch lauter) Rockmusik.
Für all diese Komponenten ist ein Schreibzimmer keineswegs die Voraussetzung. Ich könnte sogar alles einpacken und unterwegs benutzen. Dies wirft dann die Frage auf:
Was bietet ein Schreibzimmer?
Ein explizit zum Schreiben gedachtes Zimmer hat eine ganz eindeutige Funktion. Ähnlich einer Küche, in der gebrutzelt und gebacken wird, ist ein Schreibzimmer dazu da, dass jemand darin sitzt und schreibt.
Eine Eigenschaft eines solchen Raumes ist die relative Unabhängigkeit von der Umgebung. Da dieser Raum mit niemandem geteilt wird, wird er zu einem Refugium, in dem weder Privatleben, noch Haushalt oder Hobbies etc. einen Platz haben sollten.
Keine störenden Telefonanrufe, keine ablenkenden Mails und kein ständiger Blick in ein soziales Netzwerk. Keine Postboten, keine Wäscheladung, keine Bücherecke, die mal wieder sortiert werden könnte. Mit einem Schreibzimmer einhergehend kommt demnach viel Ruhe.
Ruhe also. Angeblich Quell von Konzentration und großen Ideen – wenn auch leider nicht für mich.
Braucht Kreativität wirklich einen ganz eigenen Schreibraum?
Ich sage: nein, da Kreativität aus meinem Kopf kommt und nicht von den vier Wänden um mich herum abhängt.
Ruhe hilft mir beispielsweise rein gar nicht, eher das sanfte Hintergrundrauschen eines ganz bestimmten Berliner Rocksenders oder einer meiner zahlreichen CDs und Platten. Ruhe engt mich sogar ein, lässt meine Gedanken zum Stillstand kommen und bringt mich in meinen Projekten kaum weiter.
Alle nebenberuflichen Projekte, Ehrenämter und kreativen Ideen werden in meinem eigenen Zimmer zum Leben erweckt. Mein Zimmer ist kein Schreibzimmer per se, obwohl ich dort auch schreibe. Aber es ist nicht nur das: ich lese dort, ich spiele, ich klicke mich durchs Internet, ich recherchiere, ich baue Möbel auf, ich kuschele mit meinem Hund. Kurz und gut: ich lenke mich ab.
Vor dem Fertigstellen dieses Beitrages habe ich nie darüber nachgedacht, aber ich denke, ich brauche vielleicht genau deswegen kein eigenes Schreibzimmer, weil ich es auf gewisse Art und Weise bereits habe. Mein ganz persönliches Schreibzimmer eben: mit allen Ablenkungen, die ich zum Arbeiten, Kreativsein und Schreiben brauche.
Text von Yvonne Geister
Ricarda
31. Juli 2017 @ 16:49
Liebe Yvonne,
das ist spannend: Ruhe bringt Stillstand beim Denken und engt Dich dadurch ein. Bei mir ist es genau umgekehrt: Ich habe so viel Input, dass ich Ruhe für den Output brauche. Toll, dass Autor*innen in ihrer Arbeitsweise so unterschiedlich sind und vielleicht auch dadurch so unterschiedliche Texte und Projekte entstehen. Ein interessanter Gedanke …
Freue mich, dass ich durch Deinen Beitrag Deine Website entdeckt habe und noch viel mehr, wenn wir uns bald mal wieder im Real Life sehen.
Bis dahin viele Grüße und frohes Schreiben!
Ricarda
Yvonne
1. August 2017 @ 17:30
Liebe Ricarda,
genau das finde ich auch so spannend – es gibt viele Arbeitsweisen, die jedoch per se wenig darüber aussagen, wie erfolgreich ein Projekt am Ende wirklich ist. Es kommt auf die Menschen an und ihre Fülle an Ideen für viele unglaublich tolle Projekte.
Lass uns darüber (und über mehr) face to face weiter philosophieren! Ich melde mich zum Kaffeedate bei dir. 🙂
Viele Grüße, Yvonne